Die ehemalige Fährverbindung von

Cammin nach Vieregge

 

Urlaub im ehemaligen Fährhaus der Camminer Fähre

 

Die Wittower Fähre war viele Jahrhunderte nicht die einzige Verbindung des Rügener Inselkerns mit der Halbinsel Wittow. Seit erdenklichen Zeiten gab es eine Fährverbindung zwischen Cammin und Vieregge. Sie hatte nie die Bedeutung der Wittower Fähre zu erlangen vermocht, dennoch bestand sie bis in das vorige Jahrhundert hinein.

 

Die Kamminer Fähre findet in folgenden Buchwerken Erwähnung:

- Rügen`sch-Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten, Rügen 1168 - Otto Fock (hier Plünderung Rügens durch Dänemark 1159)

- 1819 "Neue und genau geografisch-statistisch-historische Darstellung von der Insel und dem Fürstenthume Rügen" von Johann Jacob
Grümbke

- Der Reisegesellschafter durch Rügen. Mit einer Musikbeilage - C ..... Schneider, K. S, 1823

- Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen Bd. 12, 1838, Königliche Regierungs-Buchdruckerei

1835 charakterisierte der Oberbauinspektor Rügens in einem Bericht an seine vorgesetzte Dienststelle in Stralsund die Fähre in einem treffenden Satz: „… besteht nur aus einigen Booten zum Übersetzen von Personen und ist nur eine Nebenanstalt  von der Wittower Fähre zur Abkürzung für Fußgänger, die vorzugsweise nach der östlichen Seite der Halbinsel wollen.“

 

Entsprechend war die Ausrüstung. Benutzt wurden Segelboote solcher Größe, dass lediglich eine Kuh bzw. ein Pferd und eine Person transportiert werden konnten. Beim Übersetzen eines Wagens mit zwei Personen musste man zwei Boote gleicher Größe zu einem Katamaran zusammenbinden.

Fährleute und Boote waren auf beiden Seiten des Breeger Boddens stationiert. Die Landestellen bestanden aus losen Steinpackungen.

Die Einnahmen aus dem Fahrbetrieb waren so gering, dass auf Camminer Seite von den Fährleuten auch noch Landwirtschaft betrieben wurde.

 

Bis 1880 wurde mit der Camminer Fähre auch die Briefpost für Wittow übergesetzt. Ein Kurier brachte die Post dann von Cammin nach Altenkirchen.

Als 1857 der Oberpostdirektor Stralsunds in einer Beschwerde die kostenlose Beförderung der Postboten über die Fähre forderte, drohten die Fährleute gar mit der Einstellung des Fährbetriebes.

Der weitere Ausbau des Straßennetzes in den folgenden Jahren ließ die Fährverbindung weiter an Bedeutung verlieren. 1870 lehnte das Kloster St. Annen und Brigitten in Stralsund (Eigentümer der Fährrechte auf Camminer Seite) „größere Anforderungen“ an die Fähranstalt mit dem Bemerken ab, dass sie „auf die Erhaltung der Camminer Fähren als öffentliche Fähranstalt gar keinen Wert lege“.

1876 verzichtete das Kloster vollends auf die Fährgerechtigkeit.

  

Von 1863 bis 1890 wohnte der Reeder Joachim Radvan in Camminer Fährhaus. Ihm gehörte der Raddampfer „Hertha“, die die Route Breege-Stralsund befuhr. Joachim Radvan war auch für den Fährbetrieb zwischen Cammin und Vieregge zuständig. Er ließ den kleinen Hafen der Camminer Fähre ausbauen, so dass sein Dampfer und andere Schiffe nun auch hier anlegen konnten.

Joachim Radvan ging es wirtschaftlich so gut, dass er für seine Kinder eine Privatlehrerin einstellen konnte. Dies war Marie von Arndt, die oft nach Wiek kam.

Im Jahre 1890 übernahm Wilhelm Diedrich das Amt des Fährmannes und bewohnte das Fährhaus. In den 30er Jahren war es Alfred Diedrich.

Der Bau einer Kleinbahn ließ die Camminer Fähre mehr und mehr bedeutungslos werden. Vom 1. Oktober 1913 bis 1. Oktober 1914 wurden noch 1106 Personen befördert, 1915 nur 396. Einen festen Fahrplan gab es nicht. Die Überfahrt erfolgte jeweils nach Bedarf.

 

Im Jahre 1939 geschah ein tragisches Unglück: Beim Holztransport von Vieregge nach Cammin kenterte das Boot. Der Fährmann Alfred Diedrich und sein Helfer Erich Sievert ertranken.

 

Der Fährbetrieb wurde dann zum Ende des zweiten Weltkrieges vollends eingestellt…

 

 

Das kleine Gassendorf Cammin gehört zu der Gemeinde Breege und liegt unmittelbar am Breeger Bodden. Der Ortsname ist von "kamen" = "Stein" abgeleitet, dann aber vom Namen eines anderen Ortes übernommen. Cammin ist eine Siedlung aus dem 17. Jahrhundert und von einigen Einwohnern des durch das Rittergut Schmantevitz gelegten Ortes Lusitz gegründet. Nach und nach fiel der Kossatenacker an das Gut Schmantevitz und die Häuser dienten als Gutskaten.